Geschichte der Philosophie. Darstellungen von Hegel, Schelling, Feuerbach, Heine. Directmedia Publishing.
Published on H-Soz-u-Kult (December, 1999)
Die CD-ROM laesst sich auf einem PC ab 486, 8MB RAM unter MS Windows (3.11, 95 oder NT) problemlos starten und benutzen. Ihre Oberflaeche ist nutzerfreundlich gestaltet, und durch die Texte und Inhaltsverzeichnisse laesst sich gut navigieren. Die Suche nach bestimmten Begriffen und Kombinationen gestaltet sich in der Regel ebenfalls problemlos, lediglich das Blaettern in den Texten ist mitunter etwas schwierig zu kontrollieren. <p> Inhaltlich betrachtet, will sich der Sinn dieser CD-ROM Edition allerdings nicht recht erschliessen. Unter der ersten Rubrik "Darstellungen" finden sich Abhandlungen zur Philosophiegeschichte von Hegel, Schelling, Feuerbach und Heine. In der zweiten Rubrik "Handbuecher" die Standardwerke von Lange, Windelband, Vorlaender und Hirschberger, und unter der dritten Rubrik "Lexika" die Woerterbuecher von Kirchner, Eisler und Mauthner.[1] <p> Ueber diese Auswahl laesst sich, wie es im Klappentext zur CD heisst, "trefflich streiten". Treffender waere es allerdings gewesen, diese Auswahl, die auch auf den wohlwollenden Leser stark befremdend wirkt, wenigstens ansatzweise zu begruenden. Die Frage stellt sich, welches Zielpublikum hier ueberhaupt erreicht werden soll. Die aufgenommenen Handbuecher und Lexika werden jedenfalls fuer systematische Fragestellungen von niemandem, der heutzutage Philosophie betreibt, noch konsultiert (schon gar nicht die fragwuerdige Begriffsgeschichte von Mauthner). Bleibt vielleicht ein kleiner Kreis von ausgewiesenen Philosophiehistorikern, die sich auf die Erforschung der Philosophiegeschichtsschreibung von Hegel bis Hirschberger spezialisiert haben, wobei die CD hier natuerlich viele Luecken offen lassen muss. <p> Aber nicht nur die Auswahl insgesamt, sondern auch die einzelner Texte bzw. deren Ausgaben lassen Fragen aufkommen, die der Leser/Benutzer gerne beantwortet gesehen haette. Warum z.B. wird das Lehrbuch von Windelband in seiner 6. Auflage von 1912 herangezogen? Weil die weiteren Auflagen von Windelbands Sohn und dann von Rothacker und Heimsoeth bearbeitet worden sind? Wollte man den originalen Windelband? Warum dann aber die Texte unter der Rubrik "Darstellungen" saemtlich aus neueren Ausgaben oder auch die Philosophiegeschichte von Hirschberger nach der 13./14. Auflage? Sind fuer diese Ungereimtheiten unerkannte inhaltliche Gesichtspunkte oder doch eher lizenzrechtliche Gruende verantwortlich? Eine Frage, die wohl nur der Herausgeber beantworten koennte, dies aber unterlaesst. <p> Abschliessend noch ein allgemeines Wort zu CD-ROMs in der Philosophie. Jeder Philosoph weiss, wie nuetzlich es sein kann, Primaertexte digitalisiert zur Verfuegung zu haben, um mittels Suchfunktion schnell an Textstellen heranzukommen und damit auch inhaltliche Zusammenhaenge zu erschliessen. Digitale Autoreneditionen sind daher sinnvoll und zu begruessen. Die Digitalisierung bedeutet hier die quantitative und qualitative Steigerung dessen, was im herkoemmlichen Buch bzw. in der Gesamtausgabe das Register zu leisten versucht. Gerade bei Lexika jedoch, die ja bereits eine nach bestimmten Ordnungsprinzipien aufbereitete Information zu Verfuegung stellen, faellt der "Mehrwert" der Digitalisierung deutlich geringer aus. <p> Die vorliegende CD duerfte jedenfalls ausschliesslich fuer den oben angesprochenen kleinen Kreis von Philosophiehistorikern als partielle Arbeitshilfe von Interesse sein. <p> Anmerkung: <p> [1]. Folgende Darstellungen, Handbuecher und Lexika wurden fuer die CD-ROM digitalisiert: Darstellungen: * Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Werke in zwanzig Baenden. Auf der Grundlage der Werke von 1832-1845 neu edierte Ausgabe. Redaktion Eva Moldenhauer und Karl Markus Michel, Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1979 (Theorie-Werkausgabe). * Friedrich Wilhelm Joseph Schelling: Zur Geschichte der neueren Philosophie. Muenchener Vorlesungen. Herausgegeben von Manfred Buhr, Leipzig: Philipp Reclam jun., 1966 (Reclams Universal-Bibliothek, Band 263). * Ludwig Feuerbach: Geschichte der neueren Philosophie von Bacon bis Spinoza. Herausgegeben von Joachim Hoeppner, Leipzig: Reclam, 1976. (Reclams Universal-Bibliothek, Bd. 647) * Heinrich Heine: Werke und Briefe in zehn Baenden. Herausgegeben von Hans Kaufmann, 2. Auflage, Berlin und Weimar: Aufbau, 1972. Handbuecher: * Friedrich Albert Lange: Geschichte des Materialismus und Kritik seiner Bedeutung in der Gegenwart. Herausgegeben und eingeleitet von Alfred Schmidt, Band 1 und Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1974. * Wilhelm Windelband: Lehrbuch der Geschichte der Philosophie, 6. Auflage, Tuebingen: Mohr, 1912. * Karl Vorlaender: Geschichte der Philosophie. Band 1 und 2, 5. Auflage, Leipzig: Felix Meiner, 1919. * Johannes Hirschberger: Geschichte der Philosophie. Band 1: Altertum und Mittelalter, Band 2: Neuzeit und Gegenwart, 13./14. Auflage, Freiburg i. Br., Basel, Wien: Herder 1991. Lexika: * [Friedrich ] Kirchner's Woerterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Fuenfte Auflage. Neubearbeitung von Dr. Carl Michaelis, Leipzig: Duerr'sche Buchhandlung, 1907. * Rudolf Eisler: Woerterbuch der philosophischen Begriffe, Band 1 und 2, 2., voellig neu bearb. Auflage, Berlin: Mittler, 1904. * Rudolf Eisler: Philosophen-Lexikon. Leben, Werke und Lehren der Denker, Berlin: Mittler, 1912. * Fritz Mauthner: Woerterbuch der Philosophie. Neue Beitraege zu einer Kritik der Sprache, Bd. 1 und 2, 2., vermehrte Auflage, Leipzig: Felix Meiner, 1923.
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